
Sind innovative Montage- und Produktionsprozesse gefragt, zählt WOLL Maschinenbau GmbH aus Saarbrücken international zur ersten Wahl. Der Lösungsanbieter für Sondermaschinen beliefert namhafte Kunden aus den Bereichen Biotechnologie, Medizintechnik, Pharmaindustrie sowie den Branchen Automotive und New Energy. „Geht nicht gibt’s nicht“, lautet das Credo des Unternehmens, das rund 350 Mitarbeiter an zwei Standorten mit zwei Tochterfirmen beschäftigt und weltweit tätig ist.
Entscheidung
Verbunden mit dem gesunden Unternehmenswachstum, stieß das viele Jahre genutzte, individuell erweiterte ERP-System an seine Grenzen. Ein neues ERP-System sollte das Fundament für eine durchgängige Digitalisierung im Unternehmen legen. So entschied man sich 2019 zur Sichtung der ERP-Anbieter.
Neben den bekannten Namen der Branche fand man ein Open Source Lösung, die durch ihre Modernität, Offenheit und Anpassbarkeit und nicht zuletzt attraktives Lizenzmodell überzeugte.
Die Entscheidung fiel Ende 2019 für das Open Source ERP-System der ODION GmbH. Neben den klassischen ERP-Funktionen hat ODION spezielle Funktionen für Einzelfertiger an Bord. Hinzu kommen Industrie-4.0 taugliche mobile Zusatzlösungen ODION-BDE für Logistik und Produktion und ODION-Digital Factory zur Nutzung der Maschinen- und Prozessdaten. Eine durchgängige Datenverarbeitung von den Sensordaten der Werkzeugmaschinen über den Shop-Floor bis zu Managementinformationen im ERP ist möglich.
Planung
Mehreren intensiven Aufnahmeworkshops klärten die Knackpunkte im Projekt und man wusste, wo die Unternehmensanforderungen über den ODION-Standard hinausgingen. Das Projektteam, bestehend aus ODION-Consultants und internen Key-Usern, definierte sich einen Zeit- und Aktivitätenplan zur Systemeinführung. Das Gesamtprojekt wurde in drei Phasen unterteilt. In Phase eins (12 Monate) sollte das Altsystem mit seinen vielfältigen Schnittstellen ersetzt werden und Prozessverbesserungen, die mit den neuen Funktionalitäten entstanden, direkt nutzen. In Phase zwei stehen die mobilen Apps für Logistik und Rückmeldung im Fokus, Phase drei beinhaltet die Digitalisierung der vorhandenen Fertigungs- und Montageprozesse sowie Industrie 4.0 Funktionen.
Herausforderungen
Sondermaschinenbau stellt besondere Anforderungen an die Konstruktion, die komplexe Stücklisten mit hunderten von Teilen und Baugruppen entwickeln muss. Kundenwünsche können diese jederzeit – selbst während der Produktion – noch verändern. Dadurch kommt es zum Austausch vorhandener Teile oder ganzer Baugruppen. Die Disposition muss in diesem Fall verhindern, dass Teile doppelt bestellt bzw. sicherstellen, dass bereits bestellte Teile storniert werden können. Leistungsfähige Funktionen auf ERP-Seite unterstützen den permanenten Import der komplexen Stücklisten aus dem CAD-System und managen die Masse an Änderungen.
Eine Besonderheit stellen Artikel mit langen Lieferzeiten dar. Oft sind Stücklisten zum Bestellzeitpunkt nur rudimentär vorhanden, müssen aber aufgrund der Lieferzeit, trotzdem vorab bestellt werden. Ist die Stückliste konstruktiv fertig, gilt es die bereits vorab beschafften Komponenten zu identifizieren und mit den benötigten Mengen zu verrechnen.
Eine weitere Herausforderung bestand in der Abbildung der vorhandenen Disposition, die über Jahre hinweg von der internen IT entwickelt und auf Hochleistung getrimmt war. Mit zahlreichen Raffinessen versehen und hochflexibel, konnten die Disponenten flexibel und bis zuletzt auf Kundenänderungen reagieren. Diese Funktionen mussten im Projekt analysiert und danach im neuen System abgebildet werden. Das Altsystem verfügt zudem über eine Reihe von Schnittstellen zu Subsystemen, wie Zeiterfassung, Dokumentenmanagement, Reporting und Rechnungswesen, die alle nach und nach abgelöst wurden. Nachdem im Herbst 2020 das neue System soweit stand, wurden die neuen Prozesse von den Key-Usern auf Herz und Nieren getestet. Die im Integrationstest erkannten Lücken wurde beseitigt, die Optimierungswünsche eingearbeitet. Im Dezember begannen die ODION-Consultants mit der „train-the-trainer“ Methode die Key-User zu schulen, die ihrerseits das Wissen an die Belegschaft weitergaben.
Go-live
Die gesamte Implementierung fand im Corona-Jahr 2020 statt, eine besondere Herausforderung für alle Projektmitglieder und die Belegschaft. Über Wochen und Monate befand sich das gesamte Land im Lockdown. Permanente Videokonferenzen, ein ERP-System, das dank seiner modernen Softwarearchitektur von überall bedient werden kann, machten eine Implementierung unter diesen Bedingungen erst möglich. Trotzdem stellte Corona die Teams auf eine harte Belastungsprobe und zu guter Letzt: einen Produktivstart per remote, hatte noch niemand gemacht! Aus diesem Grund und wegen der für den Sondermaschinenbauer im Medizinbereich starken Auftragseingang räumte man sich für den Go-live zwei Sicherheitsmonate als Puffer ein und ging am ersten Montag im März 2021, live. ODION stellte für die ersten Wochen eine Task-force ab, die sofort Unklarheiten beseitigte und die Endanwender im Tagesgeschäft unterstützte. Dadurch legten sich die Unsicherheiten sehr schnell und Optimismus machte sich bei den Anwendern breit. Dank eines hochmotivierten, engagierten ODION-Teams, einer hochprofessionellen Projektleitung bei WOLL und der sehr guten Zusammenarbeit mit den Anwendern läuft das System reibungslos. Das DMS-System wird automatisch versorgt, die Projektzeiten automatisiert erfasst, im Rechnungswesen wird DATEV über eine ODION-zertifizierte Schnittstelle aus dem ERP-System versorgt und vieles mehr.
Zukunft
WOLL Maschinenbau hat mit der ERP-Einführung den ersten Schritt zur durchgängigen Digitalisierung erfolgreich abgeschlossen und führt nun mobile Apps zum Materialhandling ein. Als nächsten Schritt werden die Trumpf-Laserschneidmaschinen über die Digital Factory an das ERP-System angebunden. Die beiden Tochterfirmen gehen in Kürze produktiv. In 2022 werden Fertigungsprozesse digitalisiert und weitere Industrie 4.0 Funktionen implementiert.
Ansprechpartner:
Daniel Alt: DA@odion.com, Leitung Vertrieb ODION GmbH
Ralf Oetinger: RO@odion.com, Beirat ODION GmbH