Die Digitalisierung beschäftigt aktuell die Wirtschaft. Sie ist ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit von permanenter Änderung und Anpassung bewährter Organisationsprinzipien. Etablierte Unternehmen werden vor die Aufgabe gestellt, in neuen Geschäftsmodellen und -prozessen zu denken. Startups spielen dabei eine besondere Rolle, weil sie nicht in festen Strukturen befangen sind. Ausgestattet mit Kreativität und Technikaffinität sind sie die idealen Partner traditioneller Unternehmen.
Startups als Motor der Digitalisierung
Durch den aktuellen Digitalisierungstrend erhöht sich der Veränderungsdruck auf etablierte Unternehmen. Wollen diese auch in Zukunft erfolgreich bleiben, ist eine aktive Auseinandersetzung mit der Digitalisierung Pflicht. Veränderung stößt aber grundsätzlich zunächst auf Widerstand. Dieser ist erfahrungsgemäß umso größer, je gefestigter die betrieblichen Abläufe. Eine Schwäche von Startups erweist sich in diesem Zusammenhang als Vorteil: Sie haben keine lange Vorgeschichte oder gewachsene Strukturen. Sie können schnell und flexibel Entwicklungen vorantreiben ohne erst organisatorische Anpassungen vornehmen zu müssen. Die Kooperation mit etablierten Unternehmen bietet sich aus Sicht der Startups an, um die Entwicklungen einer Nagelprobe zu unterziehen.
Umgekehrt können Unternehmen Innovationen von Startups für sich erschließen, entweder durch Weiterentwicklung bestehender Produkte und Dienstleistungen, durch Einstieg in neue Märkte oder durch Verbesserung der Unternehmensabläufe. Es profitieren also beide Seiten.
Vorteile der Zusammenarbeit
Im Gegensatz zu klassischen IT-Projekten bringt die Zusammenarbeit mit Startups einige Vorteile mit sich: Die Produkt- oder Softwareentwicklung kann oft besser beeinflusst werden, z.B. weil Startups auf Kundenfeedback angewiesen sind und dieses unmittelbarer in Lösungen einfließen lassen. Die Umsetzung gelingt oft schneller, da die Projektbeteiligten oft auch die Entscheider sind bzw. die Hierarchien flacher sind als bei größeren etablierten Lösungsanbietern. Neukunden oder Kooperationspartner haben für junge Unternehmen ohne langjährige Stammkundschaft generell einen größeren Stellenwert. Um diese Vorteile genießen zu können, müssen umgekehrt die Rahmenbedingungen für dynamische Veränderungen gegeben sein. Projekte sind zum Scheitern verurteilt, wenn Teams auf mangelnde Änderungsbereitschaft stoßen.
Success Story

v.l.n.r.: Prof. Dr. Ralf Oetinger (htw saar), Samuel Bieg (VOIT), Malte Jacobi (ODION); Quelle: VOIT Automotive GmbH
Zusammen mit dem Automobilzulieferer VOIT Automotive entwickelt ODION und das ibo-Institut der htw saar einen digitalen Zwilling für Werkzeugmaschinen. Ziel ist, die Prozessparameter zu erfassen („Condition Monitoring“) und daraus das zukünftige Verhalten der Maschinen abzuleiten. So sind beispielsweise anhand von Temperaturen und Stromaufnahme wertvolle Rückschlüsse zum Verschleiß möglich. Die Lösung nutzt zur Ermittlung der Werte moderne und offene Standards, die zur direkten Nutzung verfügbar sind und auch zukünftig unterstützt werden. Sie ist außerdem erweiterbar, sodass neben Werkzeugmaschinen auch andere Systeme (z.B. Auto-ID-Technologie, Robotik etc.) angebunden und deren Daten verarbeitet werden können. ODION erweitert die Lösung dahingehend, dass Prognosen zum zukünftigen Verschleiß möglich werden. Dadurch lassen sich insbesondere teure Ersatzteile mit langer Lieferzeit frühzeitig einplanen und ein längerer Stillstand der Maschinen vermeiden.
Einerseits profitiert VOIT von modernen Technologien, die im gemeinsamen Projekt erschlossen werden. Andererseits nutzt ODION das Feedback und die realen Rahmenbedingungen zur Weiterentwicklung der Lösung. Alles in allem ein gelungenes Beispiel für die Kooperation mit Startups. Weitere Infos finden Sie in diesem Artikel.